Die Zeit nach dem 1. Weltkrieg

Nach dem Krieg errichteten die Vereinsmitglieder ein Ehrenmal aus Tuffsteinen mit einer Marmortafel, auf der die Namen der 35 gefallenen MTV'ler eingemeißelt waren. Dieser, in einer Gemeinschaftsaktion geschaffene Gedenkstein, wurde am 31. August 1919 auf dem Sommerturnplatz in Oberwöhr feierlich eingeweiht.

Ehrenmal des MTV für seine im Ersten Weltkrieg gefallenen Vereinsmitglieder

Vom Kriegsgeschehen und den Nachkriegswirren körperlich zwar angeschlagen, ungebrochen aber an Geist und Idealismus, scharten sich die MTV'ler wieder um ihren altbewährten Vereinsvorsitzenden Georg Mühlthaler, der von Georg Hackl, Josef Simon u.a. bei den heranstehenden Aufbauarbeiten tatkräftig unterstützt wurde. Freudig begrüßte es die Rosenheimer Bevölkerung in diesen düsteren Nachkriegsjahren, als der MTV ab dem Jahre 1921 auf seinem Sommerturnplatz Ersatz-Volksfeste veranstaltete. Die Tatsache, daß der Verein die schweren Kriegsjahre 1914/18 überstanden und bald nach Kriegsende neue Aktivitäten entwickelte, waren sichtbare Beweise für die ungebrochene Lebenskraft des MTV.

MTV -Turnerteam unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg

Georg Mühlthaler, einer der bedeutenden Männer in der Vereinsgeschichte, hatte im Jahre 1897 das Amt des Ersten Vorsitzenden übernommen und diese verantwortungsvolle Funktion mit einer kurzzeitigen Unterbrechung bis über das Kriegsende hinaus ausgeübt. Jetzt war es für diesen verdienstvollen Mann aber an der Zeit, die Vereinsführung in jüngere Hände zu legen. Der bisherige Turnwart Georg Hackl, von Beruf Sattlermeister, wurde sein Nachfolger. Georg Mühlthaler, der es wohl wie kein anderer vor ihm verdient hatte, wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Trotz der turnerischen Aktivität wurde es in dieser Zeit oft recht schwierig, geeignete Turnratsmitglieder zur Unterstützung des Ersten Vorsitzenden zu finden. Verschiedene Funktionäre stellten ihre Ehrenämter aus gesundheitlichen oder sonstigen Gründen zur Verfügung. Vor allem ging es um den arbeitsaufwendigen Posten des Kassiers, den Josef Simon bekleidete und der ebenfalls abtreten wollte. Schließlich ließ er sich aber doch wie­ der breitschlagen und stellte ohne "wenn und aber" seine Freizeit für die Kassiertätigkeit erneut zur Verfügung. Dies veranlasste den damaligen Schriftführer im Protokoll über die maßgebliche Turnratssitzung zu vermerken:

Josef Simon  1946

"Kassier Simon bringt es nicht übers Herz, seinen Posten schnöde zu verlassen und sich im Verein abseits zu stellen. Gott sei Dank ist der starke und treue Kern der guten Sache noch nicht ganz verfault und der MTV darf stolz sein, solche Männer zu besitzen zu Nutz und Frommen der Deutschen Turnerschaft und zum Neid und Trutz der Widersacher".

Nach diesen internen Schwierigkeiten ging es beim MTV bald wieder mit ungebrochener Kraft weiter. Der Turnbetrieb florierte, die Mitgliederzahl war bis Ende 1921 auf 763 angewachsen. Gerne besucht wurden zu dieser Zeit die Veranstaltungen des MTV auf seinem Sommerturnplatz, im Hofbräusaal oder später im Hotel "Deutscher Kaiser". Ältere Rosenheimer werden sich sicher noch an die turnerisch-akrobatischen Leistungen im Rahmen des Zirkus "Mäntuvero" erinnern. Einer der Glanzpunkte dabei war die Akrobatikgruppe Loy.

Akrobatikgruppe Loy
von links: Simon und Josef Loy, Schwaninger und Michael Loy

Neben diesen gutbesuchten "Ersatz-Volksfesten" wurden unter Mitwirkung bekannter Musikkapellen jährlich mindestens drei größere, rein turnerische Veranstaltungen, wie das Anturnen, das Sommerfest und das Abturnen durchgeführt. Die Vorbereitung und Abwicklung dieser vielseitigen Feste kostete viel ehrenamtliche Arbeit, die von den Mitgliedern zu leisten war. Neben den damaligen Vorstandsmitgliedern Mühlthaler, Hackl, Simon, Seitz und Weidacher erscheinen in den Vereinsprotokollen die Namen weiterer Mitglieder, die sich in der Folgezeit für die verschiedensten Aufgaben im Verein zur Verfügung stellten. Dabei tauchen immer wieder die Namen Lechner, Leising, Nickels, Liebl, Steigenberger, Eibl, Bader, Mayer, Schwer, Einsiedl, Pals, Spiegelsberger, Kathrein, Adamosky, Brucker, Strobl, Zwilling, Rehthaler, Lohr und Teufel auf. Aber auch die Aktiven des Vereins sind in dieser Zeit nicht untätig. Sie haben die weißgrünen Farben bei Wett­ kämpfen, insbesondere innerhalb des Gaues, würdig vertreten. Unter den Preisträgern sind die Turner Altmann, Ruppert Josef, Wagner, Schwanzer, Bader, Lechner, Mühlthaler jun., Fischer und Wolfsegger verzeichnet, um nur einige zu nennen. Bei der Jungmannschaft werden die Nachwuchsturner Schwaninger, Göpfert, Kastner, Bäumler, Murr, Ab­ leitner und Spiegelsberger rühmend erwähnt. Aber auch die älteren Turner, wie z.B. Loy, Simon, Eibl, Löw, Rottmann, Götzinger, Sievi, Kern und Weineisen sind in den damaligen Siegerlisten zu finden. Die Mitglieder der Damenriege, Götzinger, Lechner, Weidacher, Ramsauer, Buchner und Salat waren zu dieser Zeit ebenfalls wettkampfmäßig tätig.